Ultraschall Tage 3 bis 5

Trio Accanto und Zafraan Ensemble im Heimathafen, Ensemble Resonanz im silent green

Erfreulich wenig Rede beim diesjährigen Ultraschallfestival für neue Musik von Trends, Tendenzen etc. (es gehe neuerdings wieder zum Politischen/zum Subjektiven/zum Popjektiven usw). Das hat immer so etwas Bemühtes, zumindest im Blick auf die laufende Gegenwart. Stattdessen unterschiedlichste Musik, viel Reizvolles, zwischendurch etwas Ratlosigkeit, und zum Ende zwei mich begeisternde Werke italienischer Komponistinnen.

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Ultraschall-Festival 1. und 2. Tag

Konzerte des DSO, des RSB und des SWR-Experimentalstudios

Mit zwei vielseitigen, teils prachtvollen Orchesterkonzerten sowie einem interessanten elektronischen Spätabendtermin eröffnet das diesjährige Ultraschall-Festival für neue Musik, endlich wieder in halbwegs normalen postpandemischen Umständen. Man geht einfach so ins Charlottenburger Haus des Rundfunks. Auf dem Programm am Mittwoch und Donnerstag stehen beim Deutschen Symphonie-Orchester (kurz DSO) und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) sage und schreibe acht verschiedene Komponistinnen; Männer sind mitgemeint. Dabei stehen die beiden Werke, die mich am wenigsten interessieren, an den gegensätzlichen Enden der Skala heutigen Komponierens – hier Autoreferenzialität der Musikgeschichte, dort explizites Engagement hinaus in die Welt.

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Ultraschall, zweite Hälfte

Solo- und Ensemble-Konzerte im Heimathafen und Radialsystem

Trio Boulanger (Abbildung ähnlich)

An den ersten beiden Tagen des Ultraschall-Festivals für neue Musik gab’s Konzerte für große Orchester, danach folgen die kleineren Besetzungen: am Freitag im schönen Heimathafen Neukölln, am Samstag im feinen Radialsystem in der Nähe vom Ostbahnhof, einem der grauslichsten Orte im am grauslichen Orten gewiss nicht armen Berlin. Neue Musik gehe oft vom „Klang“ im weitesten Sinn aus, heißt es ja gern (und nicht etwa von der „motivisch-thematischen Arbeit“ der kartoffelländischen Musikgeschichte oder gar der „Melodie“). Darum ist es interessant, wenn etlichen bunt durchmischten Gegenwarts-Gruppen mal eine Formation gegenübersteht, wie sie klassischer nicht besetzt sein könnte: das Boulanger Trio mit der von Mozart bis Schostakowitsch gängigen Besetzung Klavier, Geige, Cello.

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Sektenbeleuchtend

Zwei Orchesterkonzerte eröffnen das Ultraschall-Festival

Eine Sache für „Sekten“: So wurden Festivals für Gegenwartsmusik kürzlich von Jelena Firssowa genannt, der aktuellen Komponistin in Residence des Rundfunk-Sinfonieorchesters. Sie habe ihre Werke lieber in Gesellschaft von Berlioz und Tschaikowsky! Das sagte Firssowa, kurz bevor ihr Garten der Träume vom RSB (auch adäquat) gemeinsam mit Schumann und Schostakowitsch gespielt wurde. Freilich, welcher lebende Komponist wäre nicht lieber gemeinsam mit Beethoven und Brahms unterwegs statt mit, sagen wir, Klangzupfler Kunz und Plingponistin Musterfrau?

(Neue-Musik-Festival, wie seine Verächter es sehen)
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Läppisches und Sprengendes: Kleine Fazite zum Ultraschall-Festival 2020

Nur doofe Männer sagen noch „starke Frauen / Schriftstellerinnen / Komponistinnen etc pp“. Denn das klingt, als wäre es etwas Besonderes, ganz Außergewöhnliches. Vielleicht besser so: Drei großartige Komponistinnen haben den Konzertgänger beim diesjährigen Ultraschall-Festival für neue Musik besonders beeindruckt. Für die Tiefpunkte scheinen hingegen, sprechen wir’s aus, vorwiegend Männer verantwortlich.

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Ultraschall 2: Jack Quartet & Trio Accanto im Heimathafen Neukölln

Hohe Präsenz von Insekten in der neuen Musik: Wespe hieß mal ein Stück von Enno Poppe (der dieses Jahr ausnahmsweise nicht beim Ultraschall-Festival für neue Musik zu hören ist), und Wespen kommen gleich in zwei Titeln der italienischen Komponistin Clara Iannotta vor, deren Werk das JACK Quartet ein ganzes Programm widmet.

Clara Iannottas musikalische Handschrift ist hoch charakteristisch, nicht nur, weil alle gespielten Stücke Streichquartette sind.

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Ultraschall: Sarah Nemtsov und Geschwister Widmann zur Eröffnung

Eröffnungskonzert von Ultraschall, des alljännerlichen Neue-Musik-Festivals, in dem ganz altmodisch die Musik im Mittelpunkt steht und nicht Diskurse, Desen, Demperamente. Das Deutsche Symphonie-Orchester kommt in den rbb-Sendesaal, vor dem sich die von allen Berliner Konzerthäusern schlechtesten Fahrradständer befinden, nämlich gar keine (angesichts der gigantischen Parkplatzlandschaft auf und um die circa 150spurige Masurenallee fast schon eine Leistung). Aber musikalisch fängt das Festival prima an; zumindest die ersten 18 Minuten.

Reich mir das halbleere Glas! (Quelle: Wellcome Library)
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Weiblichwa(a)gend: Kleine Bilanz des Ultraschall-Festivals

Drei beeindruckende Frauen prägen den Abschluss dieses Festivals: Simone Young dirigiert das Deutsche Symphonie-Orchester, die Solistin Séverine Ballon spielt das betörend schöne, auf ganz eigene Weise kommunikative Cellokonzert Guardian der Komponistin Chaya Czernowin. In doppeltem Sinn traumhafte Musik, über die Czernowin selbst schreibt: Manchmal wächst der Celloklang, bis er das Orchester in sich aufzunehmen scheint, wie ein vergrößerter Resonanzkörper. Dann wieder träumt das Orchester, ein Cello  zu sein oder eine einzelne Saite oder das Ende des Bogens. Aber nicht nur dieses letzte Werk, sondern das ganze Ultraschall-Festival für neue Musik 2019 ist eine erfreulich weibliche Angelegenheit. Weiterlesen

Ultraschall 2019: Tag 2 im Heimathafen Neukölln

Kurz vor Mitternacht sitzt eine Cellospielerin allein auf der Bühne. Mögen die Augen des Hörers allmählich zufallen, so öffnen sich noch einmal die Ohren am Ende dieses zweiten Ultraschall-Tages im Heimathafen Neukölln. Und die Herzen. Sollte tatsächlich irgendwer auch anno 2019 noch die elende Phrase rauskloppen, neue Musik wär eine verkopfte Angelegenheit, so müsste man ihn umgehend in ein Rezital der französischen Cellistin Séverine Ballon schicken. Denn das ist eine Erfahrung mit Haut und Haar, vom Scheitel bis zur Sohle, vom Ohr direkt ins Herz.

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Knautschig: Ultraschall-Eröffnungskonzert mit dem DSO

Einfach mal zuhören (Symbolbild)

Alle Jahre wieder, etwa zur Zeit des orthodoxen Epiphaniasfests, erwartet den Konzertgänger Ultraschall Berlin: jenes Festival, bei dem das Wetter noch schlimmer ist als bei der Berlinale, aber die Musik besser. Es ist entspannt, stellt ohne großes Brimborium fünf Tage lang die Stücke in den Mittelpunkt und schreibt neue Musik mit kleinem n. Alles in allem ein wohltuend konzentrierter Kontrast zum großspurigen Diskurs-Generve der MaerzMusik, die sich mittlerweile Festival für Zeitfragen oder internationales Festival für klangbezogene Kunstformen schimpft.

Kaum Diskurs, dafür drei sehr unterschiedliche Orchesterstücke gibts im Ultraschall-Eröffnungskonzert des Deutschen Symphonie-Orchester unter Sylvain Cambreling. Dafür ist man als Hörer dankbar. Weiterlesen

Starkschwachstark, solovielsaitig: Langes Ultraschall-Wochenende

Großes Bohei um den „Klang“ beim diesjährigen Ultraschall-Festival: Klangerkundungen aller Art, Klangfarben, Klangmischungen … Hat das wirklich mit den bösen Weltumständen zu tun, wie einige Quo-vadis-neue-Musik-Beobachter deuten, mit bewussten oder verängstigten Rückzügen oder Geschrei-opponierenden Widerstandshaltungen? Oder gehts auch eine Nummer kleiner, hats vielleicht mehr mit praktischen Gründen zu tun? Es gibt einige Ensembles mit schrägen Besetzungen, und die verteilen Kompositionsaufträge, und der Komponist muss von was leben, und wenn er für so ungewohnte Mischungen komponiert, liegt das Rumschnüffeln in den Klangmöglichkeiten nahe.

Und daran ist ja auch nix Schlechtes. Weiterlesen

Kopfsinnlich: Trio Catch bei Ultraschall

Kurze, aber frohe Notiz vom Freitag beim Ultraschall-Festival für Neue Musik im Heimathafen Neukölln: Das Hamburger Trio Catch widmet sich der Klarinette und ihren Verwandten Bassklarinette und Bassetthorn. Ein Ensemble, dem Helmut Lachenmann nicht nur klangliche Brillanz und gestalterische Intelligenz bescheinigt, sondern auch unwiderstehliche persönliche Ausstrahlung.

Tatsächlich sehen die drei Musikerinnen auch verdammt gut aus, aber das hat Lachenmann bestimmt nicht gemeint. Nicht Lachenmann!

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Ultraschall (1): GrauSchumacher Piano Duo und LUX:NM im Heimathafen Neukölln

Ultraschall Berlin dürfte das einzige Festival der Welt sein, bei dem das Wetter noch scheußlicher ist als bei der Berlinale. Trotzdem hat der Konzertgänger sich am zweiten Tag des Neue-Musik-Festivals durch Wind & Wetter & Saus & Graus bis Neukölln durchgeschlagen. In der Eiseskälte nagt, wie so oft, der Hader an ihm, was er bisher verpasst hat: Das Eröffnungskonzert mit Heinz Holliger im rbb-Sendesaal. Eine Gelegenheit, zur Geburtstagsfeier der Kunst dieses Berghain zu betreten, von dem alle Amerikaner und Ostfriesen reden. Und Musik für Lupophon (sic) und Kontraforte (nochmal sic) in der HfM.

Aber die beiden Donnerstagabend-Konzerte im Heimathafen Neukölln sind Entschädigung genug. Weiterlesen

22.1.2017 – Überraschungsgastlich: Abschlusskonzert des Ultraschall-Festivals

Ein Irrtum ist zu korrigieren. Viele Musikhistoriker und Konzertführer behaupten, Anton Bruckner hätte keine Schüler und direkten Nachfolger gehabt. Das ist falsch: Bruckner hat einen Schüler und direkten Nachfolger. Er heißt Heinz und lebt in Niederbayern.

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Überraschungsgast bei Ultraschall

Zum Abschluss des Ultraschall-Festivals für neue Musik, das sich dieses Jahr dem Thema „Stimme“ widmete, spielt das Deutsche Symphonie-Orchester im rbb-Sendesaal die 5. Sinfonie „Jetzt und in der Stunde des Todes“  des 1946 geborenen Heinz Winbeck. Winbeck spricht mit der Stimme Bruckners, nicht des Vokalkomponisten, sondern des Symphonikers. Sein Werk nach Motiven insbesondere des Finales der IX. Symphonie (das es ja nicht gibt) umkreist Bruckner nicht indirekt und von ganz weit weg, wie es etwa Aribert Reimann in Nahe Ferne mit Beethoven tut, hat auch wenig mit Hans Zenders komponierten Interpretationen zu tun. Ursprünglich sollte Winbecks Werk In Bruckners Kopf heißen, das hätte schon gepasst.

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20.1.2017 – Polyphon: Ultraschall-Festival im Heimathafen Neukölln

Die Verbindung Stimme/Streicher ist erotischer und epiphanischer als die klassische Kombination Stimme/Klavier. Das beweist das erste von drei Konzerten, die im Rahmen des Ultraschall-Festivals für neue Musik am Freitag im Heimathafen Neukölln stattfinden. Der Stimme in all ihren Facetten widmet sich das diesjährige, noch bis Sonntag laufende Festival.

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