Sternfallend

Der RIAS Kammerchor singt Musik aus Jahrtausenden und die Uraufführung von Jüri Reinveres „Die Vertreibung des Ismael“

„Ist Gott mit den Sternen?“, fragt der kleine Ismael in der nächtlichen Wüste, in die er mit seiner Mutter Hagar vertrieben wurde (vertrieben, wie es auch heute Millionen Menschen werden), und: „Können die Sterne auch runterfallen? Sieht das dann so aus wie Regen?“ Der Glaube droht sich im Niederschlag aufzulösen, Gottessturz. Aber die Mutter antwortet dem Kind nicht mehr, sie schweigt. Und Engel sind anscheinend auch nicht zu erwarten. Es ist der beklemmende Schluss von Jüri Reinveres Die Vertreibung des Ismael, einem Vokalwerk nach der Erzählung aus Genesis, das der RIAS Kammerchor unter Justin Doyle eindrucksvoll im Kammermusiksaal der Philharmonie aufführt. Und bei diesen ins Leere fallenden letzten Fragen des unglücklichen Kindes (das in der koranischen Überlieferung einer der großen Propheten und Erbauer der Kaaba sein wird) widerhallt im Ohr Musik aus dem 13. Jahrhundert, die der Chor zuvor sang: Santa Marìa, Strela do día. „Tagesstern“: So heißt die Muttergottes in dem galicisch-portugiesischen Gedicht aus einer Sammlung des kastilischen Königs Alfonso X el Sabio. Es gehört zum gewichtigen ersten Konzertteil, der weit mehr als eine Hinleitung auf die Uraufführung ist.

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Schattengrell

Andris Nelsons, Håkan Hardenberger und die Berliner Philharmoniker spielen Reinvere, Weinberg, Strawinsky

Nanu, was treibt Nannerl Mozart denn da? Wie ein unruhiger Lohengrin-Traum, mit ziephohen Streichern beginnt das Notturno Maria Anna, wach, im Nebenzimmer des lettischen estnischen Komponisten Jüri Reinvere, mit dem Andris Nelsons und die Berliner Philharmoniker ihr Konzert beginnen: Musik aus dem Schatten, aus dem Maria Anna Mozart laut Wikipedia nie heraustrat, aber schönerweise ohne etwelche Mozartelei, sondern von ganz eigener konzentrierter Schemenhaftigkeit.

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Phremde Phedern: Jüri Reinveres Beethoven-Oper „Minona“ in Regensburg

In besonderen Fällen schreibt hier auch einmal eine Phremde Pheder – dann aber nur die ethelste: Julia Kaiser über die Uraufführung von Jüri Reinveres Oper MINONA – EIN LEBEN IM SCHATTEN BEETHOVENS in Regensburg

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20.1.2017 – Polyphon: Ultraschall-Festival im Heimathafen Neukölln

Die Verbindung Stimme/Streicher ist erotischer und epiphanischer als die klassische Kombination Stimme/Klavier. Das beweist das erste von drei Konzerten, die im Rahmen des Ultraschall-Festivals für neue Musik am Freitag im Heimathafen Neukölln stattfinden. Der Stimme in all ihren Facetten widmet sich das diesjährige, noch bis Sonntag laufende Festival.

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