Ordnend: Quatuor Diotima spielt Ligeti & Janáček, Berliner Philharmoniker mit Alan Gilbert

Unordnung greift nach dem modernen Künstler (Symbolbild)

Muss das ein Vergnügen sein: einen ganzen Abend lang nur Leoš Janáček und György Ligeti zu spielen, zwei der tollsten Komponisten, wo überhaupt gibt unter Gottes weitem Ohr. Das französische Quatuor Diotima gönnt sich, und dem Publikum. Und zeigt damit (nach Bertrand Chamayous Klavierabend) noch einmal, dass bei der Halb-Ligeti-halb-ganz-anderes-Biennale der Berliner Philharmoniker die stringentesten Beiträge im kleineren Rahmen stattfinden.

Vor ein paar Tagen im DSO-Konzert, wo es Ligeti + Haydn + Haydn + Ligeti gab, ließen mich die entfesselten Huster an ein Weltraummonster denken, über das der Held in Ian McEwans Zementgarten liest – Captain Hunt soll das Monster zur Strecke bringen! Nun, bei György Ligetis zweitem Streichquartett kam mir in den Sinn, wie ebenjener Captain Hunt in seinem Raumschiff für Sauberkeit sorgt:

Weiterlesen

Frischdesolat: Quatuor Diotima im Boulezsaal

Diotima ruft ihr Schnelltest-Ergebnis ab (zeitgenössische Darstellung)

Entcoronaisierung allüberall (hoffnungsvoll), die Cafétische sind voll, die Parks sowieso, die Single gebliebenen Nachtigallen trällern sich die Seele aus der Brust – wer jetzt kein Weib hat, balzt sich keines mehr, schreibt Rilke, aber das wissen die Vögel ja nicht. Wir hingegen radeln beschwingt, frischgetestet und halbgeimpft zum Pierre-Boulez-Saal, wo pilotprojektweis‘ konzertiert wird. Großer Radlerpulk auf der noch immer peinlich radspurlosen Monsterfahrbahn Unter den Linden, einzig und allein der Tagesspiegelkritiker wartet gutbürgerlich aufs Ergrünen der ewig roten Ampel.

Weiterlesen

Ultraschall 2019: Tag 2 im Heimathafen Neukölln

Kurz vor Mitternacht sitzt eine Cellospielerin allein auf der Bühne. Mögen die Augen des Hörers allmählich zufallen, so öffnen sich noch einmal die Ohren am Ende dieses zweiten Ultraschall-Tages im Heimathafen Neukölln. Und die Herzen. Sollte tatsächlich irgendwer auch anno 2019 noch die elende Phrase rauskloppen, neue Musik wär eine verkopfte Angelegenheit, so müsste man ihn umgehend in ein Rezital der französischen Cellistin Séverine Ballon schicken. Denn das ist eine Erfahrung mit Haut und Haar, vom Scheitel bis zur Sohle, vom Ohr direkt ins Herz.

Weiterlesen