Bald ist wieder Bayreuth (Sie werden von mir hören), aber erstmal habe ich eine Richard-Wagner-Erzählung geschrieben, die im neuen Max Joseph-Magazin der Bayerischen Staatsoper erschienen ist, edel bebildert von Julian Gravy. MEISTER UND KÖTER heißt der Text: Richard Wagner in München, betrachtet durch die altersschwachen Augen seines Hundes. Und so fängt er an:
Sonntag, 10. Dezember 1865, morgens 5 Uhr 27 Minuten und 28 Sekunden, vor dem Münchner Centralbahnhof
Grr-r, hu-u … ein scheußliches Wetterchen ist das und eine Uhrzeit, da jagt man doch keinen Hund vor die Tür, vor allem keinen einst stolzen, jetzt leider sterbenskranken Jagd- und Wachthund der edlen Art (früher gehörte ich ja einem Baron!), arg gebildet et similiter, aber hustend, und schon mal gar nicht mein treues Herrchen, das lieber Meister genannt werden will. Meister, jawohl! Eine richtige Persönlichkeit ist der! Und dann sowas, wie die begossnen Pudel stehen wir jetzt da, es nieselt auch eiskalt, ist das zu fassen? Meister ist ebenfalls stinksauer, wie ein Gespenst schaut er aus, schlaff hängt sein graues Haar, er murmelt: Scheißdrecks-Schnüffler, und: Sodomiten, und (aber bin nicht sicher, ob ichs richtig verstehe, man ist ein klein wenig harthörig geworden in den letzten Hundejahren): Arschgeigen, jawohl, das scheint Meister zu murmeln, lauter Arschgeigen in München. Bene dictum, wrruff! Dabei hatten die uns hier empfangen wie die schmachtende Braut den Bräuterich, ein einziges Hosianna, keine zwölf Hundejahre ist das her, und jetzt das, und jetzt das …
Ich fühl mich ja selbst schon wie ein Gespenst (wie der Herr, so der Köter – auch wenn Meister das Wort nicht mag, aber ich benutz es mit uraltem Köterstolz), Rheuma, überall kneifts, Zipperlein eines langen Hundelebens, die Pumpe ist auch schon flattrig …
Weiterlesen? Hier kann man sich durch das schöne Magazin mit meinem Text blättern (ab Seite 48). Und irgendwann schreibe ich nach Beethovn, der übrigens im August als Taschenbuch erscheint, vielleicht auch einen Wagner-Roman.
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