Wehe, Walhall in Quarantäne-Qualen (1)

Zurück vom Ring!, rief das verfluchte Covid-19, und also gehen die diesjährigen Bayreuther Festspiele den Rheinfall hinunter. Das muss wohl so sein, alles andere wäre unverantwortlich. Da es also im Sommer nichts über einen neuen Ring des Nibelungen zu schreiben geben wird, veröffentliche ich hier noch einmal meinen Zeitungsbericht über die Festspiele 2019 mit dem neuen Tannhäuser. Mein Bericht von 2018 über Lohengrin folgt dann in ein paar Tagen. Bleiben Sie gesund und munter!

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Musikfest 2019: Münchner Gergiev und Londoner Rattle

Hohe Besuche beim Musikfest in der Philharmonie — Valery Gergiev kommt mit seinen Münchner Philharmonikern, Simon Rattle mit seinem (fühlt sich immer noch seltsam an, das zu schreiben) London Symphony Orchestra. Wachsam wägend wuppen sie geWaltiges, ein Erst- und ein Letzthauptwerk zweier solitärer Komponisten: Die Londoner haben Messiaens kurz vor seinem Tod komponierte Éclairs sur L’Au-Delà dabei, die den Vorhang zur Ewigkeit lupfen (mehr dazu unten). Die Münchner Philharmoniker beginnen mit Alfred Schnittkes 1. Sinfonie, die aus den 1970ern stammt, aber ein paar Jahrhunderte Musikgeschichte verquirlt und den Hörer so auf einen fernen Bewusstseinsplaneten verraumschifft.

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Mit dem Fahrrad in den Venusberg

„Natürlich könnte man einwenden, dass dieses Fest eine überlebte Idee sei, zumal mit seiner erzbösen Geschichte. Ganz abgesehen davon, dass sich das alles aus Sicht des Steuerzahlers an der Grenze zur Clan-Kriminalität bewegt. Man leistet sich die Festspiele als putziges Kuriosum, so wie man auch den Panda zu retten versucht, das beliebteste Tier der Welt, obwohl er doch ein Irrtum der Natur ist, wie er sich mit seinem Nur-Bambus-Speiseplan in eine evolutionäre Sackgasse manövriert hat.“

Meinen vollständigen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung über die diesjährigen Bayreuther Festspiele kann man im FAZ-Archiv lesen.

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Konzertgänger auf Reisen: Bayreuths neuer TANNHÄUSER

Ein paar nächtliche Notizen zum eben erlebten neuen TANNHÄUSER, mit dem die Bayreuther Festspiele eröffneten – meinen ausführlichen Bericht vom Festival gibts dann am Wochenende in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN SONNTAGSZEITUNG.

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Musikfest 2018: Gergiev ekklesiastiziert

Vierfalt berührender Kenntnisnahmen in diesem Konzert mit zwei letzten Werken, das dennoch eine Fallhöhe sondergleichen erlebt, und zwar nicht im göttlichen  Sinn eines brucknerschen Oktavsturzes. Von Bruckner stammt das zweite letzte Werk an diesem Abend.

Erste berührende Kenntnisnahme aber: Valery Gergiev wagt sich mit seinen Münchner Philharmonikern an Bernd Alois Zimmermann. Spielt ihn nicht nur mit beim Berliner Musikfest, wo Zimmermann dieses Jahr ein Schwerpunkt ist, sondern will ihn auch nach Russland bringen, erfuhr man, wo er völlig unbekannt sei. Weiterlesen

6.9.2016 – Unbehaglich: Münchner Philharmoniker und Valery Gergiev spielen Ustwolskaja und Schostakowitsch

Zwei Wege ins Innerste, einer der äußersten Stille (Nonos Lontananza) und einer der äußersten Härte (Rihms Tutuguri), prägten das Eröffnungswochenende des Musikfests Berlin. Im Gastspiel der Münchner Philharmoniker unter Valery Gergiev nun treffen beide, Stille und Härte, in einem Konzert aufeinander: in Galina Ustwolskajas 3. und Schostakowitschs 4. Sinfonie.

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Galina Ustwolskaja (1919-2006)

Lange hat das allzu spärlich erschienene Publikum Gelegenheit, die ungewöhnliche Besetzung von Galina Ustwolskajas Sinfonie Nr. 3 „Isése Messija, Spasi nas!“ für Sprecher und Orchester zu studieren: an Streichern nur Kontrabässe, als Instrumente der Tiefe außerdem Posaune und drei Tuben; für die Höhen je fünf Trompeten und Oboen; dazu ein Klavier und drei Schlagzeuger (2 Große, 1 Tenor-Trommel). Denn der Maestro und der Rezitator lassen lange auf sich warten, auch als es aus Block K schallt: Hallo, wir sind schon da! und ein Teil des Publikums sich des rhythmischen Klatschens nicht entblödet. Es wird unbehaglich, Gerüchte über Gergievs Allüren und Publikumsverachtung machen die Runde, jemand blökt: Geld zurück!

Aus gut informierten Kreisen ist aber nach dem Konzert zu erfahren Weiterlesen