Bescherlich

Frohe Musikbotschaften mit Staatsopern-Lohengrin, Mehta/Mahler und Prokofjews Cinderella beim RSB

„Geschenke, Geschenke / Sind daran, wo ich denke“, wie meine jüngeren Kinder zur Weihnachtszeit gern singen. Einer Bescherung gleich kommt es dem Berliner vor, dass seine Kulturinstitutionen im erneuten Pandemiewinter unseres Missvergnügens überhaupt noch offen sind und über den Jahreswechsel bleiben werden, wenngleich unter strengen Auflagen. Darum verpackt der Konzertbesucher – statt Geschenken – gern sich selbst, mit korrekt getragener Maske, Test & Booster-Impfung. Und beschenkt fühlt er sich etwa (obwohl die Karten nicht gerade spottbillig sind), wenn Zubin Mehta bei den Berliner Philharmonikern Gustav Mahlers 3. Sinfonie dirigiert.

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Graboffen: TRISTAN UND ISOLDE an der Deutschen Oper

Regietheater (Symbolbild (no na))

Lachendes Löschen von Leuchte und Lebens Licht statt Adventskerzlein-Anzünden. Zum meteorologischen Winteranfang, Welt-AIDS-Tag und Jour des Heiligen Eligius, der widerspenstigen Pferden die Füße ausriss und fertig beschlagen wieder anheilte, nimmt die Deutsche Oper Berlin Richard Wagners TRISTAN UND ISOLDE wieder auf, in der ziemlich kontroversen Inszenierung von Graham Vick, die für Regieverächter auch ein dramaturgisches Raufen, Rupfen und Zupfen von Extremitäten ist, für den Konzertgänger jedoch – ja, fast ein Wunder.

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Hanfholundrig: „Die Meistersinger von Nürnberg“ an der Staatsoper

Cosima Wagner als Biogärtnerin vor der wahnfried-eigenen Hanfzucht

Der ewige Parsifal am Karfreitag ist dem Konzertgänger ein No-go, aber DIE MEISTERSINGER VON NÜRNBERG am Gründonnerstag sind okay. Evchenfrage: Wie hältst du’s mit Ostern? Da wird nämlich die Produktion der Staatsoper Unter den Linden zum dritten und für diese Saison letzten Mal laufen. Olfaktorische Irritationen indes am Donnerstag: An der Spree duftet schon so mild, so stark und voll der Flieder, im zweiten Aufzug der MEISTERSINGER bekanntlich auch, aber da ist ja Johannisnacht und mithin Ende Juni, in Hans Sachs‘ Flieder-Monolog ist nämlich der Holunder gemeint, wie FAZ-Leser wissen. In der Inszenierung aber an der Oper Unter den Linden (noch so ein Sommergeruch, mit Diesel versetzt) sinniert der Sachs über seiner Hanf-Plantage, die ihm weich die Glieder löst. Gründonnerstagsvision, Marihuanaduft in Gethsemane.

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