Am Berliner Marathon-Wochenende gelangt mit der GÖTTERDÄMMERUNG auch der Ring des Nibelungen nach circa 42,195 Stunden Gesamtdauer ans Ziel. Finish an der Staatsoper Unter den Linden: Michael Volles geradezu epochaler Wotan ist als Igel längst vor allen Hasen am Ziel und darum leider am letzten Abend schon nicht mehr dabei. Dafür haben Andreas Schagers Siegfried und Iréne Theorins Brünnhilde die dritte Lunge. Daniel Barenboim gewinnt den Günter-Hallas-Gedächtnispreis, es ist sein geschätzt viertausendster Wagner-Marathon, und da bleibt man zwischendurch auch mal stehen – nicht um zu trinken, sondern um Enkel zu begrüßen oder besonders liebe Leitmotive! Der Regisseur Guy Cassiers aber ist schon vor langem samt Kasse mit den Teilnehmergebühren durchgebrannt.
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„Ring des Nibelungen“ an der Staatsoper: RHEINGOLD und WALKÜRE
Ein echter Ring-Rausch beginnt schon beim Einspielen des Orchesters. Im Wirrwarr der Klänge vor dem Rheingold wartet man auf die Stille, aus der der Ur-Ton erstehen wird; und wenn aus dem Warmmachen vor der Walküre immer wieder das Hundingmotiv heraufhörnt, so spürt man bereits die in mystischer Ferne längst schon stattfindenden zährenden Zwangsheiraten und jähen Jagden. Der Ring des Nibelungen der Staatsoper Unter den Linden Berlin, der am vergangenen Wochenende seinen zweiten Durchlauf begann, ist dabei eine Welt in Ur-Ordnung ohne Mitteletage: in wonnigem Walhall wesen Orchester und fast alle Sänger, während die Regie nebulös nibelheimt. Dazwischen – niente, nitschewo, nothing.
WeiterlesenDurchgedreht: Brittens „The Turn of the Screw“ an der Staatsoper Unter den Linden
Feschttage-Rummel isch over: Nach dem österlichen Großbohei mit Verdi, Wagner, Debussy, Argerich, Barenboim & Co darf die Staatskapelle erstmal verschnaufen vom Akkorddienst im Akkord. Aber just wenn sich Starflut und Klangwogen verzogen haben, tauchen im scheinbar schilfigen Schlick oft die feinsten Perlen auf: etwa Benjamin Brittens nun wiederaufgenommene Kammeroper The Turn of the Screw (1954) nach der Erzählung von Henry James. Dazu brauchts im Orchestergraben nur 13 Musiker: ein Streichquintett, vier Holzbläser, an Blech lediglich ein Horn, dazu Schlagwerk, Harfe und Klavier/Celesta. Während der große Orchesterapparat sich erholen darf, ist das Publikum aufs Äußerste gefordert.
Lädiert: Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“ an der Staatsoper Unter den Linden
Schön und recht pfiffig, dass die heimgekehrte Staatsoper Unter den Linden den anfangseuphorischen Andrang nutzt, um als eine der ersten Wiederaufnahmen eine Inszenierung des alten Abo-Schrecks Hans Neuenfels auf die sanierte Bühne zu hieven.
Und passt die aus unvereinbaren Gegensätzen verquickte Ariadne auf Naxos von Richard Strauss nicht ganz besonders in diesen Historienhybrid von Lindenoper, der in seiner seltsamen Disproportionalität das Gegenteil des Gewünschten bewirkt: nämlich statt Kontinuität das Lädierte des Hauses hervorzuheben?
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