Aufrichtig: „Missa solemnis“ mit Jacobs, FBO, RIAS Kammerchor

Orchester- und Choraufstellung nach René Jacobs (von rechts gehört)

Das Beethovenjahr wirft seine Highlights voraus. Die Schattenseiten werden uns 2020 noch mächtig auf die Nerven gehen, aber eine MISSA SOLEMNIS mit Freiburger Barockorchester und RIAS Kammerchor ist immer zu begrüßen. Es kommt dabei in der Philharmonie zu einigen unerwarteten Klangereignissen. Nicht bei allen ist klar, ob sie beabsichtigt sind oder passieren, und die Hörgemüter sind teils gespalten im Publikum, nicht jedem geht, was hier von Herzen kommt, zu Herzen. Aber der Konzertgänger hörts tutto sommato mit der innigsten Empfindung.

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Freudetafelnd: Freiburger Barockorchester jubiliert Telemann, CPE Bach und Beethovens Neunte

Ludwig van Telemann

Was hat La Neunte nicht schon alles erlebt, was kann man denn da noch draufsatteln? Schönbergs Survivor from Warsaw gabs als legendären Kontrapunkt: Der Dirigent Michael Gielen koppelte ihn sogar zwischen die Sätze 3 und 4. Vladimir Jurowski wiederholte das jüngst und drehte die Schraube noch weiter, indem er den von Mahler gepimpten Beethoven hervorkramte. Sir Simon verstörte sein Abo-Publikum vielleicht noch tiefer, indem er vor der Neunten Helmut Lachenmanns Tableau spielte. Dabei hatte der Teufelsbündner Leverkühn die Neunte doch längst zurückgenommen! Was also kann da noch kommen?

Telemann.

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Aufatmend: „Johannespassion“ mit Audi Jugendchorakademie und Akademie für Alte Musik

Das ist mal was anderes von der deutschen Autoindustrie als Diesel, Diesel, Diesel: Licht, Luft und freier Atem mit der Audi Jugendchorakademie. Dieses verdienstvolle Projekt hat talentierte junge Sänger nicht nur nach Montréal oder in die Elbphilharmonie (mit Kent Nagano) geführt, sondern nun schon zum vierten Mal mit der Akademie für Alte Musik in die Berliner Gethsemanekirche. Zuletzt vor zwei Jahren mit der h-Moll-Messe – nun gabs Johann Sebastian Bachs Johannespassion. Wieder vorzüglich. Weiterlesen

Zartnagelnd: Mozarts Es-Dur-Sinfonie und Requiem mit Iván Fischer im Konzerthaus

Was spielt man so vor Mozarts Requiem? Beim Musikfest grundierte der teils vergötterte, teils verspötterte Teddy Currentzis es mit einem mystischen Overkill von Hildegard von Bingen bis Ligeti. Iván Fischer hingegen spiegelt und kontrastiert das Mozart-Requiem beim Konzerthausorchester Berlin mit — nun ja, mit Mozart. Eine helle, federnde Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543 gibts vor der Pause. Höchste Lebensfreude, die durch ihre Momente von plötzlicher Eintrübung nur noch größer wird. Und durchs Bewusstsein, was danach kommen wird: Il Requiem. Weiterlesen