Eckrundend: John Eliot Gardiner dirigiert Beethovens „Missa solemnis“

Kaum fängt das Musikfest Berlin so richtig an, ist für mich auch schon Schluss, denn ich ziehe aus Gründen für einige Monate nach Bonn. Da ist Beethoven natürlich die passende Abschiedsmusik. Denn den Trennungsschmerz pflegt die Geburtsstadt, in die der Boss bekanntlich niemals zurückkehrte, so fleißig, dass dort sogar ein Volkslauf sich „Beethoven-Lauf des Deutsche Post Marathon Bonn“ nennt. (Da ist wirklich alles drin: van B. + BRD noir + zeitgemäße Keine Bindestrich Benutzung.) Und zweiter Grund natürlich, dass John Eliot Gardiner dirigiert,  traditionell ja eine sichere Bank bzw Post beim philharmonischen Saisonstartfestival.

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Aufrichtig: „Missa solemnis“ mit Jacobs, FBO, RIAS Kammerchor

Orchester- und Choraufstellung nach René Jacobs (von rechts gehört)

Das Beethovenjahr wirft seine Highlights voraus. Die Schattenseiten werden uns 2020 noch mächtig auf die Nerven gehen, aber eine MISSA SOLEMNIS mit Freiburger Barockorchester und RIAS Kammerchor ist immer zu begrüßen. Es kommt dabei in der Philharmonie zu einigen unerwarteten Klangereignissen. Nicht bei allen ist klar, ob sie beabsichtigt sind oder passieren, und die Hörgemüter sind teils gespalten im Publikum, nicht jedem geht, was hier von Herzen kommt, zu Herzen. Aber der Konzertgänger hörts tutto sommato mit der innigsten Empfindung.

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Heiligpanisch: Le Concert Olympique spielt Beethovens „Missa Solemnis“

Putzige Idee im Grunde, ein Spezialorchester zu gründen für die scheinbar unspeziellste Musik der Welt: die des meistgespielten Komponisten von Abba bis Zappa, Afghanistan bis Zypern – Ludwig van Beethoven! Aber Le Concert Olympique mit seinem Dirigenten Jan Caeyers überzeugte in Berlin schon mit Tripelistik und Prometheuismus. Zur Missa Solemnis nun ist in der Berliner Philharmonie toute la Belgique anwesend, inklusive des Königspaars Philippe und Mathilde (und von deutscher Seite u.a. Altbundespräsident Gauck). Die Bitte ans Publikum, sich zur Begrüßung der royalen Ehrengäste zu erheben, ist eine harte Prüfung für den insubordinationsgewohnten Berliner. Ob Beethoven aufgestanden wär? (Die Anekdote, dass Beethoven anders als Goethe dem kaiserlichen Hofstaat nicht ausweichen wollte, mag freilich dubios sein.) Aber was tut man nicht alles – zumal, da das Königspaar in der Stadt weilt, um der Opfer des Ersten Weltkriegs zu gedenken und so ein Zeichen fürs europäische Miteinander zu setzen. Dafür erheben wir uns gern.

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Begegnend: Beethovens „Missa solemnis“ mit Rundfunkchor, KA Potsdam, Janowski

Unverhoffte Begegnungen

Unverhoffte Begegnungen beschert das Berliner Konzertleben: Jene Missa solemnis von Ludwig van Beethoven, die in ebendem Jahr 1824 in Petersburg und Wien erstmals aufgeführt wurde, in dem man in Leipzig einen gewissen Johann Christian Woyzeck aufs Schafott führte, kann man einen Tag nach der Deutsche-Oper-Premiere von Alban Bergs Wozzeck hören. Dabei gibts ein unverhofftes Wiederhören mit Marek Janowski: Der dirigiert im Konzerthaus am Gendarmenmarkt den Rundfunkchor Berlin und die Kammerakademie Potsdam, weil Chorchef Gijs Leenaars, der die Aufführung vorbereitet hatte, plötzlich krank wurde. Wenige Stunden vor Konzertbeginn erklärte Janowski sich zum Einspringen bereit. Was man halt so macht mit 79. Weiterlesen