Lustmonströs: Monteverdis „L’Incoronazione di Poppea“ an der Staatsoper

Drei Großbühnenwerke hats, nebst jeder Menge Kammer- und Instrumentaljuwelen, als Hauptereignisse bei den Barocktagen der Staatsoper. Aber sashawaltz-choreografierter Orfeo hin, event-overkillte Rameau-Premiere her: Claudio Monteverdis L’Incoronazione di Poppea in der lustvoll konzentrierten, wohltuend professionellen Regie von Eva-Maria Höckmayr ist die mit Abstand gelungenste der drei Produktionen. Eine Arbeit, an der alles, aber wirklich alles passt. Das macht sie sogar weit über Barock und Linden hinaus zu einer der attraktivsten Angelegenheiten, die man derzeit auf Berliner Opernbühnen erleben kann.

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Begegnend: Beethovens „Missa solemnis“ mit Rundfunkchor, KA Potsdam, Janowski

Unverhoffte Begegnungen

Unverhoffte Begegnungen beschert das Berliner Konzertleben: Jene Missa solemnis von Ludwig van Beethoven, die in ebendem Jahr 1824 in Petersburg und Wien erstmals aufgeführt wurde, in dem man in Leipzig einen gewissen Johann Christian Woyzeck aufs Schafott führte, kann man einen Tag nach der Deutsche-Oper-Premiere von Alban Bergs Wozzeck hören. Dabei gibts ein unverhofftes Wiederhören mit Marek Janowski: Der dirigiert im Konzerthaus am Gendarmenmarkt den Rundfunkchor Berlin und die Kammerakademie Potsdam, weil Chorchef Gijs Leenaars, der die Aufführung vorbereitet hatte, plötzlich krank wurde. Wenige Stunden vor Konzertbeginn erklärte Janowski sich zum Einspringen bereit. Was man halt so macht mit 79. Weiterlesen

10.12.2016 – Schallend, verhallend: Berliner Philharmoniker, Thielemann, Kremer mit Gubaidulina und Bruckner. Rattle und Hannigan mit Grisey

Das interessante Programm, das die Berliner Philharmoniker unter Christian Thielemann (mehr dazu unten) dreimal gespielt haben, wird am Samstagabend durch das anschließende Late-Night-Konzert mit Simon Rattle, Barbara Hannigan und einem 15köpfigen Ensemble aus Philharmonikern und Gästen außergewöhnlich kontrapunktiert: Vier ergreifende Meditationen über den Tod sind Quatre chantes pour franchir le seuil, die der französische Komponist Gérard Grisey (1946-98) kurz vor seinem Tod komponierte. Ein leises Reiben auf der Großen Trommel ist vor und zwischen den Stücken zu hören, oder eben kaum zu hören, und da meint der (Nicht-)Hörer sein eigenes Atmen zu vernehmen, fassungslos vor der unbegreifbaren Grenze.

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