Allbadend: TRISTAN UND ISOLDE an der Staatsoper Unter den Linden

Unbefußt, höchste Lust

„Staatsoper für alle“ ist eine feine Sache mit endlich mal autofreien Unter den Linden und Live-Übertragung auf dem Bebelplatz. Doofer Name allerdings, denn Oper sollte ja immer „für alle“ sein. Dass die Sache sich #SOFA abkürzt und hashtaggt, macht sie aber wieder liebenswert. Tristan und Isolde also um 15 Uhr bei 30 Grad plus. Der Konzertgänger ist drinnen dabei. Heiß ist es im Saal, aber kühler als draußen: Olfaktorisch sind sowas schwierige Termine – ungeduscht, höchschde Luscht. Aber für Bayreuth-Veteranen pas de problème! Fehlt nur die fränkische Kneipp-Anlage hinterm Haus. Zeit wärs also für dieses Flussbad in der Spree, Herr Regierender Bürgermeister. Vielleicht würde da sogar René Pape vorbeischauen, der eine Stunde vor Beginn schniek beanzugt zum Bühneneingang e-rollert, da wo die paar vernünftigen Fahrradständer sind und darum auch der Konzertgänger.

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Konzertgänger auf Reisen: „Tristan und Isolde“ in Bayreuth

Der Bayreuther Festspiele dritter Tag: Nach zwei Tagen Bullenhitze regnets ein bisschen. Zu Tristan und Isolde radelt der Konzertgänger durch die Mottlstraße von der Seite an den grünen Hügel ran, aus Gründen:

Heut Abend dirigiert der Mottl den Tristan / Hört Euch doch nicht von dem Trottel den Mist an / Schafft Euch viel lieber ein Drittel Most an / Und sauft Euch mit dem Mittel Trost an.

Doch bei Christian Thielemann gilt, besser erst Tristan, dann Most ran. Denn der Konzertgänger wird in Bayreuth glatt noch zum Thielemann-Fan. Weiterlesen

Distanziert: Verdis „Don Carlo“ an der Staatsoper

Verdi-caricature-Don_Carlos-1867Drei Gründe sprechen für den Don Carlo, der jetzt an der Staatsoper im Schillertheater wiederaufgenommen wurde: Erstens René Pape, zweitens René Pape, drittens — nicht nur René Pape, sondern auch Marina Prudenskaya, Roman Trekel und ein insgesamt guter Cast. Die Staatskapelle unter Massimo Zanetti agiert sehr sängerfreundlich, manchmal vielleicht zu sehr. Die enormen Qualitäten, die sich vor allem in den Vor- und Zwischenspielen zeigen, scheinen mehr aus der Substanz des Orchesters zu kommen als durch Akzentsetzung des Dirigenten. Die Solisten, allen voran der Cellist, erfüllen die hohen Erwartungen. Der Chor zeigt sich nach anfänglichem Wackeln schön gestaffelt. Weiterlesen

8.10.2016 – Oper bizarr: Tristan im Multiplex

Was tut ein Konzertgänger, der alles gehört, gesehen, gerochen, geschmeckt und gespürt hat? In Zeiten, da alle Achttausender bestiegen, alle Pole durchwandert und alle Tiefen ertaucht sind? Er schaut sich Tristan und Isolde im Multiplexkino an. Live aus der Metropolitan Opera New York ins CineStar im Sony-Center.

ticket_unseparated_kurkino-berchtesgadenDie Warteschlange am Einlass ist länger und die Getränke sind teurer als an der Deutschen Oper, die Toiletten zumindest gleich grindig. Dafür sitzt man bequemer (wenn auch nicht so bequem wie im Sessel am heimischen CD-Spieler). Zwischen den Akten könnte man in den Nachbarsaal zu Finding Dorie flüchten. Weiterlesen