Update zum Fall Lücker/Hope – für den Teil der Blog-Leserschaft, der nicht die Weltpresse verfolgt: Denn über die Sache mit dem Moderator, den das Konzerthaus Berlin wegen eines satirischen und/oder schmähenden Videos über Daniel Hope rausschmeißen will (siehe hier und hier), berichtet mittlerweile nicht nur BR Klassik, sondern auch die Londoner Times und die New York Times.
Der Konzerthaus-Intendant Sebastian Nordmann bleibt anscheinend beim Rausschmiss Arno Lückers, auch wenn Daniel Hopes versöhnliche Erklärung einen Ausweg aus der verfahrenen Situation aufzeigte. Wenn Nordmann (der in den letzten Jahren viel Positives an seinem eingestaubten Haus bewirkt hat) Daniel Hope mit dem stillen Rausschmiss des Mitarbeiters einen Imageschaden ersparen wollte, so hat er seinem Star einen Bärendienst erwiesen. Vulgo den Streisand-Effekt ausgelöst. Wenn er den Mitarbeiter dagegen ohnehin auf der Abschussliste hatte, hat er den Abzug im ungünstigsten Moment betätigt, den man sich vorstellen kann: Hope würde dann zu Unrecht als Drahtzieher gelten, der einen Störenfried füsilieren lässt. In der NYT betont Hope, dass er nicht Lückers Rauswurf verlangt habe.
Jetzt blicken jedenfalls alle Beteiligten auf einen Scherbenhaufen. Hope steht (vielleicht zu Unrecht) als zensurwütiger Mächtiger da, der Intendant (vielleicht zu Unrecht) als zynischer Kulturfunktionär, der einen freien Mitarbeiter nicht kündigt, sondern nur nicht mehr fürs Konzerthaus arbeiten lässt, der Moderator (vielleicht zu Unrecht) als Ehrabschneider und jedenfalls ohne Job.
Und das Video selbst – the shred that went viral because no one saw it (Michael Cooper, NYT)? Hope sieht sich genötigt zu erklären, warum er sich durch den Genital-Fäkal-Humor beleidigt fühlt. Keine Frage, dass er das Recht dazu hat und auch das Recht, Rechtsmittel zu ergreifen. Niemand ist verpflichtet zu lachen, wenn er verspottet wird. Die Autoren des VAN-Magazins bekennen indes, das Video sei genuinely funny, if you can stomach the average American standup comedy routine. Im selben Artikel machen sie darauf aufmerksam, dass auch die Deutsche Grammophon mit dubiosen Mitteln gegen Lücker vorzugehen versuche.
Frage am Rande: Wieso wird eigentlich in München, London und New York über die Sache berichtet, aber nicht von den Zeitungen in Berlin?
Nachtrag: Lücker und Daniel Hope haben sich jetzt getroffen und versöhnt. Mal sehen, wie es am Konzerthaus weitergeht.
Zur Entspannung ein hübscher Itzhak-Perlman-Shred, garantiert genitalfrei:
Ich habe es doch gleich gesagt: Die DGG steckt dahinter in der Sorge das Ganze könnte den pekuniären Erfolg der letzten Hope‘schen Kuschel-CD beschädigen….