Tag 2 der Bayreuther Festspiele, weiter geht’s nach dem sensationellen neuen Tannhäuser (mehr dazu von mir in der kommenden Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung) mit der Wiederaufnahme des sehr blauen Neo-Rauch-LOHENGRIN, in den Hauptrollen neu besetzt.
Man ist von den Opernhäusern überall außer in Bayreuth mittlerweile so an Übertitel gewohnt, dass man manchmal unwillkürlich hochschaut, aber nichts findet. Plötzlich ist (zumindest für diejenigen hier, die nicht jedes Wagnerwort auswendig kennen) Textverständlichkeit wieder eine verdammt wichtige Sache. Und da bietet der Lohengrin das ganze Spektrum.
Georg Zeppenfelds überragender König Heinrich singt wie gestochen. Am anderen Ende der Skala ist der Telramund von Tomasz Konieczny – ihm zuzuhören ist für den Konzertgänger nicht nur wegen der undeutlichen Sprache kaum erträglich. Ist das dieses einst berüchtigte Bayreuth barking?
Klaus Florian Vogt aber ist Klaus Florian Vogt. Sein Timbre hat immer noch was von Heintje (Copyright Jan Brachmann), seine vibratoarm strahlende Gestaltung ist überaus wortdeutlich, ansonsten naja. Aber er ist nun mal der geborene Lohengrin, das ist Tatsache. Ihn zum ersten Mal zu hören ist eine wahre Offenbarung, beim mehrmaligen Hören meint mans dann halt zu kennen, das vertragen andere Stimmen besser. Und doch ist die Gralserzählung eine wahre Himmelserscheinung. Der Lohengrin der 2018er Premiere, Piotr Beczała, ist im August wieder dabei.
An seiner Seite dann auch zweimal die heiß erwartete Anna Netrebko. Erstmal aber singt Camilla Nylund die Elsa. Ihre Stimme ist nicht so schön wie die von Anja Harteros, der Premieren-Elsa letztes Jahr; wie diese wackelt sie am Anfang ganz erstaunlich, fängt sich aber bald und nachhaltig. Sichere und präzise Gestaltung. Dass aber Diktion nicht alles ist, zeigt die Ortrud von Elena Pankratova. Man versteht kein einziges Wort – das aber wie! Donnerwetter, was für eine durchtriebene Schreckschraube!
Die Inszenierung, für die der Konzertgänger bei der Premiere viel Sympathie hatte, gewinnt bei der Wiederbegegnung nicht. Kein einziges Ach-so-Erlebnis, das ein zweites Sehen doch immer hervorrufen sollte. Der optische Reiz erschöpft sich, es wird rapide langweilig. Die Statik, das Herumstehen im allgemeinen Blau fällt gerade nach dem gestrigen rasanten Tannhäuser ungut auf.
Chor und Orchester unter Christian Thielemann verbreiten großen Lohengrin-Glanz. Das ist schon eine andere Bude als Gergiev gestern. Höchste Wagner-Um- und -Übersicht, und zumal die großen Klangtableaus im zweiten Aufzug sind das reine Paradies.
Morgen dann die Meistersinger.
Bei Fr. Nylund wundert es mich absolut nicht, nur mal das Programm anschauen, das sie die letzte Zeit gesungen hat. Fand sie kürzlich als Elsa an der DO auch nicht so dolle, in Bayreuth singt sie ja auch noch die Eva