Ist doch auch ganz schön, dass heutzutage ein Chefdirigent das Berliner Philharmonische Orchester im aufrechten Gang verlassen kann, umjubelt und mit Blumensträußen im Arm, statt wie im letzten Jahrhundert mit den Füßen voran, beweint und mit letzten floralen Grüßen auf den Sarg. Da kann man dann auch ein bissl kritisch (Kulturradio) oder sogar äußerst kritisch bis krawallig (VAN Magazin) bilanzieren, ohne sich der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener schuldig zu machen. Aber mit ebensolchem Recht darf man auch mal hemmungslos lobpreishudeln wie der Tagesspiegel-Autor Frederik Hanssen im Programmheft oder die rasende rbb-Kulturreporterin Maria Ossowski. Zumal wenn Simon Rattle am 20. Juni 2018 mit derselben 6. Sinfonie von Gustav Mahler quittiert, mit der er am 14. November 1987 debütierte. Die Älteren werden sich erinnern; der Konzertgänger ist jung genug, um damals eher Voyage, voyage von Desireless gehört zu haben. Weiterlesen
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Rattle-Abschieds-Countdown ⑤④❸②①: Krystian Zimerman, Robin Hood & Co.
Vorletztes Sir-Chefdirigent-Programm in der Philharmonie, sechs Tage vor dem letzten Konzert, zehn Tage vor der allerletzten Waldbühnen-Sause: Am Abend der WM-Eröffnung hat Simon Rattle, scheidender Trainer der Berliner Philharmoniker, eine wild wuchernde Kunterbunter-Garten-Taktik ausgetüftelt. Tick, Trick und Track sind als magisches Dreieck dabei, Tom & Jerry als Flügelflitzer und Robin Hood im unwiderstehlichen Sturm.
Der ersten Halbzeit drückt indes der Pianist Krystian Zimerman seinen Stempel auf. Weiterlesen
Rattle-Abschieds-Countdown ⑤❹③②①: Widmann, Lutosławski, Brahms
Simon Rattle hält die Berliner Philharmoniker am Abschiedsrotieren, einen Tag nach Bru folgt Bra. Vor der Philharmonie hört man noch immer das Wummern der Bässe, die der Afd gezeigt haben, was Berlin von ihr hält. In Block B sitzt ein junger Mann, der bis zum Konzertbeginn auf dem Smartphone Malen nach Zahlen spielt. Auf dem Programm stehen drei Tänze auf dem Vulkan: Ein Stück heißt so, zwei sind es. Weiterlesen
Rattle-Abschieds-Countdown ❺④③②①: Hans Abrahamsen und Bruckners vervollständigte Neunte
Simon Rattle, ehemaliger Chefdirigent in spe der Berliner Philharmoniker, dreht heftig am Abschiedstournee-Rad. Drei Programme gibts noch im Juni (inklusive Waldbühne), davor an diesem heißen Wochenende Kernrepertoire en excess: heute Bru, morgen Bra. Vielleicht auch eine letzte Irreminiszenz an den zu Recht vergessenen Sturm im Wasserglas vor einem Achtel Jahrhundert, als es Wirbel um Rattles angebliche Vernachlässigung des Hohen Deutschromantischen Dingsbumses gab. Und selbstverständlich hört man ganz genau zu am Samstag bei Anton Bruckners 9. Sinfonie d-Moll in Chefdirigent Rattles fünftletztem Programm: gespannt wie ein Flitzebogen, schon weils da ein Finale gibt, das es gar nicht gibt. Weiterlesen
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