Stuffkommodierend: Wiener Philharmoniker mit Riccardo Muti spielen Mozart & Bruckner

Wiener um 1890, oder: Ist Weibsvolk anwesend?

Berlin ist so piekattraktiv geworden, sogar die Wiener Philharmoniker verbringen eine Adventswoche hier; dabei sind die doch eigentlich Besseres gewöhnt, so stadtmäßig. Das Konzerthaus Berlin packt die kakanische Gelegenheit beim Schopf und macht aus ihr ein Festival: mit den üblichen Klischees (Habe d’Ehre, schöne blaue Donau usw.), einem abwechslungsreichen Programm sowie einer fast 150seitigen Festschrift, die über das bei solchen Anlässen oft übliche Alibi-Maß hinausgeht. Sie dreht sich nicht nur um Geschichte und Gegenwart des selbstverwalteten Orchesters (wobei man etwa erfährt, dass einer der drei Mit-Initiatoren, Alfred Julius Becher, 1848 als Revolutionär hingerichtet wurde), sondern auch ums „Orchester der Zukunft“ mit Perspektiven vom Mahler Chamber Orchestra über das Ensemble Resonanz bis zum Andromeda Mega Express Orchestra. Wenn die alle beim Festival aufträten, wär natürlich noch knörker. Im Zentrum aber selbstverständlich zwei Konzerte der Wiener: das erste mit Mozart und Bruckner, klassische Blomstedt-Kombi, es dirigiert jedoch der Wiener Lieblingsdirigent Riccardo Muti. Weiterlesen

Feenbärtig: KHO, Fischer, Schiff kündigen die Wiener an

Brahms (links) und Schubert (rechts)?

Konzert mit Verwien-Aroma™: Sind, adventlich metaphert, die Wiener Philharmoniker in der ihnen gewidmeten Hommage im Berliner Konzerthaus das Christkind, so ist das gastgebende Konzerthausorchester das Johannestäuferlein, mit Iván Fischer als Zacharias und András Schiff als Elisabeth (vgl. Lukas Kapitel 1). Lediglich auf dem Papier droht dem Eröffnungsprogramm der Wiener-Hommage bedenkliche Schieflage, weil im ersten Teil einmal Fettiges und einmal Gewichtiges sitzt, im zweiten Teil dann jugendlich Schwungvolles. Aber Dirigent Iván Fischer wuppt alles ins Gleichgewicht.

Dabei ist es rein äußerlich der alttestamentliche Standard-Ablauf Ouvertüre (Strauss), Solokonzert (Brahms), Sinfonie (Schubert). Weiterlesen