Südrosig: Wiener Philharmoniker mit Welser-Möst spielen Brahms

Sympathischer Trigger, das Zitat des Wiener Philharmoniker-Gründers Otto Nicolai ins Programmheft zu drucken, demzufolge im Wiener einfach mehr musikalisches Blut sei als im Berliner, der Süden halt mehr Talent habe. Der Halbsatz davor verleiht dem Satz freilich den Ruch des Obskuren: In Berlin ist wohl mehr Ordnung… So ändern sich die Zeiten. Aber ganz unmusikalisch sind die südlichen Philharmoniker dennoch nicht geworden. Das beweist auch ihr rosiges Johannes Brahms-Programm mit Franz Welser-Möst. Es läutet das Abschlusswochenende der Wiener-Hommage im Konzerthaus am Gendarmenmarkt ein.

Der Wien-Besuch bringt also zwei Auftritte berühmter, aber in Berlin recht seltener Dirigenten mit sich. Weiterlesen

Stuffkommodierend: Wiener Philharmoniker mit Riccardo Muti spielen Mozart & Bruckner

Wiener um 1890, oder: Ist Weibsvolk anwesend?

Berlin ist so piekattraktiv geworden, sogar die Wiener Philharmoniker verbringen eine Adventswoche hier; dabei sind die doch eigentlich Besseres gewöhnt, so stadtmäßig. Das Konzerthaus Berlin packt die kakanische Gelegenheit beim Schopf und macht aus ihr ein Festival: mit den üblichen Klischees (Habe d’Ehre, schöne blaue Donau usw.), einem abwechslungsreichen Programm sowie einer fast 150seitigen Festschrift, die über das bei solchen Anlässen oft übliche Alibi-Maß hinausgeht. Sie dreht sich nicht nur um Geschichte und Gegenwart des selbstverwalteten Orchesters (wobei man etwa erfährt, dass einer der drei Mit-Initiatoren, Alfred Julius Becher, 1848 als Revolutionär hingerichtet wurde), sondern auch ums „Orchester der Zukunft“ mit Perspektiven vom Mahler Chamber Orchestra über das Ensemble Resonanz bis zum Andromeda Mega Express Orchestra. Wenn die alle beim Festival aufträten, wär natürlich noch knörker. Im Zentrum aber selbstverständlich zwei Konzerte der Wiener: das erste mit Mozart und Bruckner, klassische Blomstedt-Kombi, es dirigiert jedoch der Wiener Lieblingsdirigent Riccardo Muti. Weiterlesen

Feenbärtig: KHO, Fischer, Schiff kündigen die Wiener an

Brahms (links) und Schubert (rechts)?

Konzert mit Verwien-Aroma™: Sind, adventlich metaphert, die Wiener Philharmoniker in der ihnen gewidmeten Hommage im Berliner Konzerthaus das Christkind, so ist das gastgebende Konzerthausorchester das Johannestäuferlein, mit Iván Fischer als Zacharias und András Schiff als Elisabeth (vgl. Lukas Kapitel 1). Lediglich auf dem Papier droht dem Eröffnungsprogramm der Wiener-Hommage bedenkliche Schieflage, weil im ersten Teil einmal Fettiges und einmal Gewichtiges sitzt, im zweiten Teil dann jugendlich Schwungvolles. Aber Dirigent Iván Fischer wuppt alles ins Gleichgewicht.

Dabei ist es rein äußerlich der alttestamentliche Standard-Ablauf Ouvertüre (Strauss), Solokonzert (Brahms), Sinfonie (Schubert). Weiterlesen

Ausbalancierend: Wiener Philharmoniker im falschen Konzerthaus

„Klassik hautnah“ ist ja eine zwiespältige Verheißung in Zeiten von Levine, Dutoit, Gatti & Co. Aber wenn die Wiener Philharmoniker auf Tuchfühlung kommen, geht alles ganz manierlich zu. Grab them by the Trommelfell, zart, nicht hart. Das Publikum sitzt ringsum und dicht dran im aus Wiener Sicht falschen Konzerthaus, dem berlinischen nämlich. Hier ist man ja, dank Iván Fischer, solche durcheinander gewürfelten mittendrin-Formate gewohnt. Das Programm 360 Grad Wiener Philharmoniker ohne Dirigent, dafür mit Johannes Maria Staud, John Cage und Arnold Schönberg ist mehr als ein Appetizer für den Konzerthaus-Schwerpunkt Hommage an die Wiener Philharmoniker im Dezember. Weiterlesen

Samtsichtig: Wiener Philharmoniker, Blomstedt, Kit Armstrong spielen Beethoven & Bruckner

Beethoven_HornemannBesser als in die Scharoun-Philharmonie passen die Wiener Philharmoniker, wenn sie Berlin besuchen, doch ins Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Sie werden ja wohl nachsichtig sein gegenüber den akustischen und bildhauerisch-malerischen Mängeln im Katzengoldenen Saal unseres realklassizistischen Musikvereins alla piefka.

Gänzlich unentschuldbar ist nur das Rumpeln und Pumpeln, Knistern und Knuspern des Berliner Publikums zu Beginn des Largo von Beethovens 3. Klavierkonzert c-Moll op. 37. Aber weder der Dirigent Herbert Blomstedt noch der Solist Kit Armstrong lassen sich etwas anmerken: Gelassenheit des hohen Alters und der knackfrischen Jugend. Weiterlesen