Hej! Weselmy się!

Für Weihnachtskonzerte gelten eigene Gesetze. Wie voll wäre die Philharmonie bei einem normalen Abokonzert mit Zemlinsky, Pärt, Lutosławski, Honegger und (na gut) Bach? Bei dem originellen Weihnachtskonzert des Rundfunk-Sinfonieorchesters und mehrerer Chöre mit Vladimir Jurowski aber ist sie rappel. Reuelose musikalische Völlerei, mit einigen Prisen Askese, quer durch Europa.

Alexander Zemlinskys 1910 entstandene Vertonung des lebensbegleitenden, allerschönsten Psalms 23 Der Herr ist mein Hirte scheint mit Gebimmel und Harfnerei doch eine ästhetische Verirrung. Aber wie außerordentlich schön bimmelt und harft das RSB! Und die Berliner Singakademie, Laienchor der gehobenen Klasse, macht ihre Sache auch gut. Für den Psalm 121 hat Arvo Pärt einen adäquateren Klang gefunden, Beschränkung auf Streichorchester, der warme Countertenor von Andreas Scholl wiederholt lange immer denselben Ton und wechselt insgesamt viermal von mittel nach hoch und umgekehrt; während Pärts Vaterunser bedenklicher auf dem Kitschgrad balanciert. Weiterlesen

Zeitzauberisch: Aequinox-Musiktage in und um Neuruppin

Die Tagundnachtgleiche ist, wie jedermann weiß, besonders günstig für Zeitreisen. Wenn 512px-Ecliptic.svgman denn die richtigen Zauberformeln beherrscht, wie das bei den Künstlern der Aequinox-Musiktage in Neuruppin vom 17. bis zum 19. März fast ausnahmslos der Fall ist. Das Programm des Festivals, das der umtriebige Wolfgang Katschner und seine lautten compagney Berlin mit vielfältiger Unterstützung seit acht Jahren stemmen, führt vom Jahr 2017 aus in eine lutherische Messe anno 1517, in die bedrohliche Klangpracht der italienischen Gegenreformation, schlägt einen irritierenden Bogen über 300 Jahre zwischen süddeutscher Barock- und argentinischer Tango-Mystik und macht einen nicht unschlüpfrigen Hausbesuch bei William Shakespeare.

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