Heißkeuschig: Händels „Theodora“ als Potsdamer Winteroper

Hier gilts dem Frommsinn!

Stupend, was den Homo sapiens aufzuheizen vermag: etwa glühende Märtyter-Schmonzetten. Erst recht, wenns um heiße Märtyrerinnen geht. Eine besonders glühende bietet die diesjährige Potsdamer Winteroper mit Georg Friedrich Händels Theodora von 1750. In der Friedenskirche am Eingang zum Park Sanssouci wird das Oratorium auf den scheinmarmornen Laufsteg geschickt. Und Bewegung ist sinnvoll, auch wenn die Temperaturen an Bord des Kirchenschiffs nicht so arg sind, wie der Name Winteroper verheißt. Vielleicht liegts auch am Glühwein, den man sich, da keine Pause, vor der Tür einschüttet. Wolldecken muss man jedenfalls nicht mitbringen, höchstens bei der Kleiderwahl bedenken, wo in puncto Fröstelschutz des Menschen Achilleszehe liegt. Weiterlesen

Dreiflügelig: Bach mit Vinnitskaya, Hadzigeorgieva, Koroliov und Kammerakademie Potsdam

Wenn die Kammerakademie Potsdam es regelmäßig nach Berlin schafft, kann mans als Berliner auch mal zur Kammerakademie nach Potsdam schaffen. Zumal bei einem so raren Programm mit so erlesenen Solisten. Zwar kommt man sich als Berliner in Potsdam immer ein bisschen vor wie der Gassenstrolch im piekfeinen Nachbarhaus. Aber die Potsdamer sind gastfreundlich, zumal im entspannten Nikolaisaal, wo man behaglicher sitzt als auf den meisten Berliner Konzertsesseln. Unbehagen nur ein paar Stunden vorher, wenn man bereits im aprilsommerlichen Potsdam eingetroffen ist, voller Vorfreude auf drei koryphänomenale Pianisten, die Bach, Bach und nochmals Bach spielen sollen — und dann spazierengehenderweise am Eingang des Nikolaisaals liest:

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