Robbenpistolig

Hinreißender Liederabend mit Golda Schultz und Jonathan Ware im Boulezsaal

Liederabend im großen Konzertbetrieb (Symbolbild)

Was der Pierre-Boulez-Saal diese Woche an ausgefallenen (im Sinn von raren, nicht etwa von abgesagten) Programmen bietet, ist bemerkenswert: Den einen Tag spielen der Pianist Melnikov & Co an Hindemith-Sonaten, was niemals gespielt wird. Am Samstagabend wird ein hochbesetztes Trio um die Komponistin Konstantia Gourzi nichts als Musik von Gourzi aufführen. Und dazwischen präsentiert die südafrikanische Sängerin Golda Schultz mit ihrem Klavierbegleiter Jonathan Ware ausschließlich von Frauen komponierte Lieder aus zweihundert Jahren; das Ganze zusätzlich auch als „Elternzeit-Konzert“ für Babys ab 0 Monaten, auf dass in Zukunft niemand mehr behaupten möge, er habe gar nicht gewusst, dass „auch Frauen komponiert haben“. Und wie gut Golda Schultz ist, Weltstar in spe.

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Kombinationssicher: Nils Mönkemeyer und William Youn im Pierre-Boulez-Saal

Die Kombinationen machens, und mehr noch die Kombinationen der Kombinationen. Im Pierre Boulez Saal kombinieren der Bratschist Nils Mönkemeyer und der Pianist William Youn Altes und Neues, Mozart mit Sciarrino, Schubert und Brahms mit Boulanger, Chin, Pintscher. Vor allem aber kombinieren sie die Kombination Viola & Konzertflügel mit der Kombination Viola & Hammerklavier. Lauter Traumkombinationen sind das.

Aber am allerobertraumhaftesten ist die letzte. Mönkemeyers Bratsche und der Hammerflügel vom Bamberger Klavierbauer J.C. Neupert sind genau richtig aufeinander eingetönt. Weiterlesen

14.10.2016 – Frühunvollendet: Ein Abend für Lili Boulanger beim RIAS Kammerchor

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Nadia und Lili Boulanger

Eine  Rarität, mit der man keine Zuhörerfluten hinter dem Ofen hervorlockt, doch gerade deshalb um so wertvoller: Während Tugan Sokhiev und die Berliner Philharmoniker im ausverkauften Großen Saal kalorienreiche russische Kost auftischen, serviert der RIAS Kammerchor im Kammermusiksaal erlesene ätherische Klangdüfte, Chorwerke der fast vergessenen Lili Boulanger.

Vorzeitig ist kein Ausdruck für Lili Boulangers frühen Tod, mit ihr verglichen wurden Pergolesi, Mozart und Schubert steinalt: Sie starb 1918 im Alter von nur 24 Jahren. Ihre große Schwester Nadia hängte auch aus Ehrfurcht vor dem Werk ihrer unerreichbar talentierten Schwester das Komponieren an den Nagel und wurde eine der bedeutendsten Musikpädagoginnen des 20. Jahrhunderts. Sie berichtete von den Worten ihrer sterbenskranken Schwester während einer häuslichen Probe: Es ist komisch, jedermann wird diese Musik hören außer mir.

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