Prophetenmütterlich: Meyerbeers „Le Prophète“ an der Deutschen Oper

Sind die Täufer nicht slightly aktueller als der olle Luther? Nicht die Täufer im allgemeinen, sondern die von Münster, wie die Nachwelt (oder die Siegergeschichtsschreibung) sie darstellte: eschatologisch, apokalyptisch, menschheitserlösend, durchgeknallt, blutrünstig. Diese Art von Wiedertäufern gibts ja bis heute, sie führen Endzeitkämpfe aller Art. Sie haben das 20. Jahrhundert versaut, heute schneiden sie Ungläubigen die Köpfe ab oder wollen hierzulande unsere Kultur von Fremdkörpern reinigen.

Kein Wunder also, dass Giacomo Meyerbeers Le Prophète (uraufgeführt 1849, 14 Monate nach der Verfassung des Kommunistischen Manifests) derart knackt. Wenn die Aufführung so gut ist wie an der Deutschen Oper Berlin. Weiterlesen

28.9.2016 – Mesmerisierend: „Così fan tutte“ an der Deutschen Oper

M0006352 "Le Baquet de Mesmer"So schlimm wie von einigen Kritikern geschrieben (etwa im Tagesspiegel) findet der Konzertgänger die neue Così fan tutte an der Deutschen Oper Berlin nicht. Zugegeben, dass  die Inszenierung von Robert Borgmann eine Menge Nerv-Ingredienzen aus dem Regie-Orkus enthält, vorneweg Theater-im-Theater-Reflexionen: Wenn die Statisterie als Publikum auf der Bühne sitzt, packt den Konzertgänger heftiger Schnarchreiz, bevor nur der erste Ton erklungen ist. Dito bei angehendem Licht im Saal. Auftritt der Sänger inmitten des Publikums. Regieassistentin stapft auf die Bühne, um einer verkleideten Sängerin das Kleid zu wechseln.

Aber was sind das für Kostüme, in die Michael Sontag die Sänger kleidet! Weiterlesen