„Die Hälfte seines Lebens / wartet der Soldat vergebens“, pflegte der Großvater des Konzertgängers zu sagen. Mit der Hälfte wär ein Musiker noch gut bedient. Erst recht, wenn er der Beckenschläger in Bruckners Achter ist. Der Hörer und die Hörerin aber warten ganz anders. Worauf auch immer. Zu einer Anthologie mit dem Titel Vom Warten – Über Zeitlöcher und Warteschlangen habe ich eine Erzählung beigesteuert, die Der Schlag heißt. Daraus:
Langweilig ist mir nie. Nicht mehr. Früher schon manchmal! Wenn man jung ist, das ist ein einziges Hampeln, zumindest innerlich. Heute nicht mehr. Keine Ahnung, warum das Gesicht des Pförtners am Bühneneingang – worauf du beim Warten halt so verfällst, während die andern sich abrackern. Meine Güte, erinnerst du dich halt ans Gesicht des Pförtners. Aber was heißt rackern, es soll ja fließen und strömen. Auch wenns kracht. Und strömt und fließt auch heute Abend, hört man gleich, Dirigent vertraut, Bläser gut drauf. Nur da … na, das hört keine Sau. Das Publikum will sich eh nur wegpusten lassen, außer den paar Kennern.
Die Kenner sind die schlimmsten.
Und merkst du wenns richtig fließt sowieso nicht, wieviel Arbeit da drin steckt.
Nur halt bei mir nicht.
Bis zum Schlag.
Außerdem im Buch ein Haufen prima Autorinnen und Autoren wie Marion Brasch, Dietmar Dath, Andrea Diener, Nora-Eugenie Gomringer, Andreas Maier, Philipp Mosetter. Erschienen im Marix Verlag und für 18 Euro erhältlich in allen Buchhandlungen sowie den einschlägigen Online-Shops.
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