Glühend: Kirill Petrenko bei den Berliner Philharmonikern mit Mozart, John Adams, Tschaikowsky

Keine Hysterie am zweiten Tag, gut so. Nach den Berichten über Kirill Petrenkos erstes Icon_03027_Vhod_Gospoden_v_IerusalimKonzert seit seiner Wahl zum künftigen Chefdirigenten stand auch bei seinem Auftritt am Folgetag überkandidelte Euphorie zu befürchten wie bei einem SPD-Parteitag. Als bräuchten die Berliner Philharmoniker einen Erlöser! Aber zum Glück keine Klatsch-Ekstase vor dem ersten Ton, nur wohlwollender Applaus zur Begrüßung. Und am Ende gibt es zwar standing ovations, aber ohne dass Klatsch- und Bravo-Vordrängler die schreiende Stille nach dem Ersterben des letzten Pathétique-Tons zerstörten.

Bewies Petrenko im vergangenen Herbst mit dem Bayrischen Staatsorchester, dass er auch einem ätzenden Werk wie Strauss‘ Domestica Magie einzuhauchen vermag, ist sein Philharmoniker-Programm merkwürdig genug: Mozart, John Adams, Tschaikowsky. Worin besteht der Zusammenhang? Etwa in der klassikfernen Fünfzahl – bei Tschaikowsky der „Walzer“ im 5/4-Takt, in Mozarts Haffner-Sinfonie das irritierend fünftaktige erste Motto?

Was auf dem Papier beliebig scheint, erschließt sich dem Ohr.  Weiterlesen