Erbaulich: Premiere IL PRIMO OMICIDIO von Alessandro Scarlatti an der Staatsoper

Barockoper? Muss es sein?

Zur Eröffnung der Barocktage der Staatsoper Unter den Linden ein – nein, der Mord: IL PRIMO OMICIDIO, das erste Kapitalverbrechen der Weltgeschichte, ist nämlich die Bluttat von Kain an Abel. In dem Oratorium von Alessandro Scarlatti (dem Vater von Domenico S., aber das nur am Rande) dauert die Tat nur einen kurzen Moment: Der titelgebende Mord ist eher ein Zustand. Meditativ, wenig zu sehen, sehr einfach, demütig – solche Vokabeln, mit denen Regisseur Romeo Castellucci und Dirigent René Jacobs wedeln, lassen homizidierende Langeweile befürchten. Und wie man hernach so aufschnappt, klaffen die Eindrücke weit auseinander. Für den Konzertgänger aber funktionierts: wunderschön, geschmackvoll, klug, bewegend.

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Also sang „Zoroastre“: Rameau an der Komischen Oper

Wetten, dass das die lustigste Premiere der Saison ist? Jean-Philippe Rameaus Oper Zoroastre 261 Jahre nach ihrer Entstehung erstmals überhaupt in Berlin, ausgerechnet an der Komischen Oper.

ClavisArtis.MS.Verginelli-Rota.V1.003rDass man en passant erfährt, dass Sarastro von Zoroaster (alias Zarathustra) kommt, ist nur ein willkommener Nebeneffekt. Oder hat das die ganze Welt schon immer gewusst, nur der Konzertgänger nicht? Insofern passt Zoroastre wie der Tofu-Fisch aufs E-Bike zur Zauberflöte, mit der die Komische Oper gerade in Moskau war.

Auch Rameaus Librettist Louis de Cahusac war ein Freimaurer, und auch Zoroastre handelt vom Kampf des Lichts gegen die Dunkelheit, des Tags wider die Nacht. Wie der Regisseur Tobias Kratzer die verworrene Auseinandersetzung zwischen Weiß und Schwarz auf die Bühne bringt, ist nicht weniger als: saukomisch. Wie er aber Weiß und Schwarz dann in ein grelles Grau vermengt: saugut. Weiterlesen