Konzert von superlativischer Sachlichkeit: höchste gegenseitige Durchdringung von Wort und Ton in vollendeter Schönheit beim Liederabend von Christian Gerhaher und Gerold Huber.
Er beginnt bereits in Verklärung, mit Antonín Dvořáks Biblischen Liedern op. 99 (1894). Es ist immer gut, mit einem Gebet anzufangen, einen Liederabend erst recht. Gerhahers völliger Verzicht auf sängerische Manierismen steigert die Wirkung dieser fast schmucklosen, persönlichen Lieder. Wie durchdacht der Sänger jede Silbe gestaltet, erschließt sich auch, wenn man kein Wort vom tschechischen Text versteht. Denn, einziges Ärgernis dieses Abends, die Programmhefte sind frühzeitig ausverkauft, wie schon häufiger bei Liederabenden der Stiftung Berliner Philharmoniker. Der Konzertgänger ist zwar strikt gegen die elende Textmitleserei, und zwar nicht nur wegen des störenden Umblattelns während des Vortrags. Aber davor lesen möchte man die Texte vielleicht schon, und nicht jeder Besucher ist technisch so vif, dass er sich die Dvořák-Texte auf dem Smartphone reinziehen kann.
Bei Robert Schumann stellt sich das Problem nicht, denn bei Gerhaher versteht man jedes Wort. Weiterlesen
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.