Märchenkess: Gala- und Kinderkonzerte an der Staatsoper und beim DSO

Gala, Kinder!

Jedes Kinderkonzert ist ein Galakonzert: Da wird im Publikum mitdirigiert, mitgewippt und mitgetanzt im Sitzen und im Stehen (eingeübt instruiert von der blauberockten Tänzerin Lea Hladka und ihrem Partner Christoph Viol in Rot). Und noch höher steigt der Festpegel, weil es das erste rbbKultur-Kinderkonzert seit fast zwei Jahren ist. Da war das zullende Baby, das jetzt wie ein listiges respice finem aus Reihe 17 oder 22 zu hören, als am Ende der Prinz seine schöne Aschenputtelin heimträgt, noch gar nicht geboren. Es ist Sergej Prokofjews Cinderella, die das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) dem jungen, jüngeren und jüngsten Publikum vorstellt, klangschön und engagiert wie eh und je.

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Spiegelisch: André Campras IDOMENÉE an der Staatsoper Unter den Linden

Mozart kannte den älteren Neptun-Schocker von André Campra vermutlich nicht (nur sein Librettist Varesco verwurstete das französische Textbuch), also muss man auch nicht den Idomeneo kennen, um Campras Idomenée zu sehen. Der brutale Schluss zu eleganten Klängen dieser Barockoper, die jetzt Premiere an der Staatsoper Unter den Linden hatte (vermutlich die deutsche Uraufführung überhaupt), knallt hart, auch wenn man nicht weiß, dass er das Gegenteil des Mozartschlusses ist.

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Lorbeerig: Emmanuelle Haïm bei den Berliner Philharmonikerinnen

Wird die Nymphe zum Lorbeer …

Dirigentinnen-Alarm in Berlin! Am Sonntag wird Karina Canellakis das RSB leiten, am Donnerstag steht Mirga Gražinytė-Tyla im Konzerthaus am Pult, am 30. 10. dirigiert Oksana Lyniv die Staatskapelle. Für sie alle gilt dasselbe wie dieser Tage für Emmanuelle Haïm bei den Berliner Philharmonikerinnen (Achtung, Männer sind im ganzen Text mitgemeint): Sie ist nicht da, weil sie eine Frau ist. Vor ein paar Jahren hätte man sogar gesagt, sie sei da, obwohl sie eine Frau ist. Diese Zeiten scheinen zum Glück halbwegs vorbei, der Frauenmangel an den Pulten ist mittlerweile jedem, der kein Grauselzausel, peinlich. (Hier übrigens eine schöne Playlist von Corina Kolbe mit Aufnahmen von Dirigentinnen.)

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Fegend: Akamus, Emmanuelle Haïm, Sandrine Piau mit Rameau und Händel

Wenn Rameau kommt, pfeift’s im Kamin der Musikgeschichte. Rameauneurs nannte man seine von den Lully-Treuen geschmähten Anhänger: Schornsteinfeger (ramoneur). Hat der grandiose Teodor Currentzis deshalb bei seinem Rameau-Projekt so mit der Licht-Metaphorik genervt? Die Akademie für Alte Musik führt jedenfalls im Konzerthaus einen feineren, aber ebenso wirksamen Besen, die Dirigentin Emmanuelle Haïm ist eine famose Oberkehrerin und die Sopranistin Sandrine Piau ohnehin der heißeste Feger auf jedem Dach. Die Anna Magnani des Barockgesangs, hat Alfred Brendel sie genannt, und ein Fan sagt: bestangezogene Sängerin überhaupt.

1024px-Vilhelm_Pedersen,_Hyrdinden_og_Skorstensfejeren,_ubt Weiterlesen