Märchenkess: Gala- und Kinderkonzerte an der Staatsoper und beim DSO

Gala, Kinder!

Jedes Kinderkonzert ist ein Galakonzert: Da wird im Publikum mitdirigiert, mitgewippt und mitgetanzt im Sitzen und im Stehen (eingeübt instruiert von der blauberockten Tänzerin Lea Hladka und ihrem Partner Christoph Viol in Rot). Und noch höher steigt der Festpegel, weil es das erste rbbKultur-Kinderkonzert seit fast zwei Jahren ist. Da war das zullende Baby, das jetzt wie ein listiges respice finem aus Reihe 17 oder 22 zu hören, als am Ende der Prinz seine schöne Aschenputtelin heimträgt, noch gar nicht geboren. Es ist Sergej Prokofjews Cinderella, die das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) dem jungen, jüngeren und jüngsten Publikum vorstellt, klangschön und engagiert wie eh und je.

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7. Juni 2015 – Leicht und schwer: Martin Helmchen und das DSO spielen Mozart für Kinder

Mozart sei für Kinder zu leicht und für Erwachsene zu schwer, soll Artur Schnabel gesagt haben. Wie man weiß, werden Kinder besonders hibbelig, wenn sie sich unterfordert fühlen; und so herrscht beim 59. Kulturradio-Kinderkonzert mit Mozarts Klavierkonzert Nr. 17 G-Dur KV 453 im rbb-Sendesaal ein reges Kommen und Gehen und auch sonst erhebliche Unruhe: Was bei graumelierten Abonnenten das Husten und Bonbonpapierrascheln, ist bei den Kleinen das Haare-um-den-Finger-drehen und Schuhkletten-auf-und-zu-ziehen. Einige sind vielleicht erledigt vom vorhergehenden Instrumente-Ausprobieren, oder sie überlegen, welches Instrument sie ab morgen erlernen werden. Mit Musiktheater, farbigen spätromantischen Schinken oder modernen Stücken (zuletzt Widmann im April) ist die kindliche Aufmerksamkeit leichter zu gewinnen, vielleicht weil Mozart beim allerersten Hören so klingt, wie klassische Musik nun mal klingt. Umso verdienstvoller, dass das Deutsche Symphonie-Orchester seit nunmehr 10 Jahren unverdrossen seine bewährten Kinderkonzerte veranstaltet, denn ein Leben ohne Mozart ist sinnlos; die Kinder werden schon hören, warum.

Nach zuletzt Kent Nagano ist erneut ein prominenter Musiker zu Gast, der Pianist Martin Helmchen. Er wird dasselbe Konzert auch am kommenden Mittwoch in der Philharmonie mit Roger Norrington spielen, kombiniert mit einer Vaughan Williams-Symphonie. (Ausführlicher Bericht folgt.) Helmchen ist nicht nur ein prima Pianist, sondern auch ein sehr sympathischer Mensch; im Gespräch könnte er ruhig noch etwas lockerer werden. Auf jeden Fall beeindruckt und schockiert er die Kinder mit der Antwort, an manchen Tagen sieben Stunden zu üben; die Tochter des Konzertgängers ist erleichtert zu hören, dass er dafür manchmal mehrere Tage gar nicht übt, das hielt sie bisher für eine Todsünde, die in der Erwachsenenwelt nicht vorkommt. Dass es trotzdem etwas werden kann mit dem Klavierspielen, merkt sie, denn sie hat freie Sicht auf Helmchens Linke und versucht während des dritten Satzes, die Finger in der Luft ebenso schnell laufen zu laufen. Und Helmchen kann sogar blind spielen, wie ein Experiment mit verdeckter Tastatur beweist!

Abwechslungsreich, aber durchaus anspruchsvoll vermittelt Kulturradio-Moderator Christian Schruff den Aufbau eines Klavierkonzerts: die verschiedenen Themen, Durchführung, Featured imageWiederkehr, Kadenz. Mal lustig, mal traurig: Mozart sei der ideale Komponist für Kinder, sagt er ganz richtig. Das geheime Lächeln und die geheime Trauer, von der Alfred Einstein schrieb, werden die Kinder im Lauf ihres Lebens weiter ergründen; dass sie jetzt schon wissen, dass Mozart den Gesang seines Staren komponiert hat und was eine Variation ist, ist ein guter Anfang.

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