Frühstherblingshaft

Antoine Tamestit und Alexander Melnikov spielen Brahms und Schostakowitsch im Konzerthaus

Wochenbeginn-Spätbrahms und Montags-Endzeitschostakowitsch: gerade das Richtige zum Frühlingsanfang. Der Bratscher Tamestit und der Pianist Melnikov spielen im Kleinen Saal des Konzerthauses, im Rahmen einer zweiwöchigen Hommage an Dmitri Schostakowitsch, die gerade diffuse Gefühle hervorruft und diffuse Reaktionen auslöst: etwa einen aufreizend wischiwaschi formulierten Einlegezettel von Chefdirigent Eschenbach und Intendant Nordmann, der die konkrete Verantwortung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ausklammert (stattdessen Schicksalssätze wie „das Undenkbare ist geschehen“). Oder die seltsame Idee von Dirigent Krzysztof Urbański, am Freitag statt der Leningrad-Sinfonie Schostakowitschs Fünfte zu spielen, die ja ein nicht minder ambivalentes Werk ist. Wäre es nicht sinnvoller, klar auszusprechen: „Putin ist ein Mörder und Kriegsverbrecher“; und dennoch die Leningrad-Sinfonie zu spielen, die immerhin weder von Putin noch von Stalin komponiert wurde?

Anyway, das Programm des Rezitals von Tamestit und Melnikov ist unabhängig von allen aktuellen Weltläuften in sich stimmig.

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Musikfest 2018: Isabelle Faust & Friends verklären, Benjamin fängt nicht so recht

Gibt es irgendein Stück, das in nachgeschobener Orchesterfassung schöner ist als im Kammer-Original?

Arnold Schönbergs Verklärte Nacht jedenfalls nicht. Selbst wenn die ursprüngliche Sextettfassung nicht in solcher Luxusbesetzung aufgeführt würde wie im Kammermusiksaal beim Musikfest Berlin. Dass Isabelle Faust sich hier als prima inter pares gerierte, steht nur auf dem Programmzettel (Isabelle Faust & Friends), tatsächlich ist sie pars inter primas et primos. Prima Verklärung, die den Hörer fängt. Diesen Fängern folgt man gern, da ertrinkt keine Nuance.

Der unvergleichliche Wert der Streichsextettfassung zeigt sich schon in den ersten, wie aus dem Nichts sich herausdämpfenden Bratschentönen von Danusha Waskiewicz. Weiterlesen

Nachtrund: Quatuor Ebène, Tamestit, Altstaedt spielen Noctürnliches

Genau das richtige Programm, wenn man die vorhergehende Nacht kein Auge zugetan hat, wie der Konzertgänger. Aber nicht deshalb richtig, weil man beim Quatuor Ebène so gut schlafen könnte! Sondern weil man für dieses von nächtlichen Stimmungen und Erlebnissen inspirierte Programm in einer gesegneten Rezeptionssituation ist: Keinen hellen Verstand erfordernden Haydn oder Beethoven oder Brahms gibts im Kammermusiksaal, sondern tiefere Formen von Wachheit – Sciarrino und Dutilleux, Night Bridge und Verklärte Nacht. Weiterlesen