Sichtbehinderungen sind dem Konzertgänger, im Gegensatz zu Hörstörungen, ziemlich egal.
Aber er verstünde doch, wenn ein ungünstig sitzender Besucher von Henry Purcells King Arthur in der Staatsoper im Schillertheater an dem etwa dreißig Zentimeter hohen Haarturm einer Dame in Reihe 2 Anstoß nähme.
Obwohl es doch ganz reizend ist, zu einer barocken Oper eine barocke Frisur zu tragen. Vielleicht kann man sich im Falle des Falles damit trösten, daß das Opernerlebnis auf diese Weise dem Original noch näher kommt. Man muß sich einfach vorstellen, daß es im Barock jedem so ergangen sein muß, der das Schicksal hatte, hinter einer Frau zu sitzen. Sogar, daß man damals vielleicht überhaupt mehr Haar als Oper gesehen hat. Die gigantischen Haartürme haben wahrscheinlich sogar den Schall geschluckt, denke ich mir. Vielleicht hat die barocke Oper deshalb überhaupt ganz anders geklungen.
Schallschluckend sollte ein Haarturm allein aber nicht sein. Es sei denn, er ist besonders massiv. Wer weiß, vielleicht sollte man mal Messungen durchführen und gegebenenfalls Haarturmverbote aussprechen.