Der exponierteste Platz im Berliner Musikleben ist die weiße Holzbank auf der Orgelempore im Großen Saal des Konzerthauses: direkt über dem Orchester, im Sichtfeld von ausverkauftenfalls eintausendsechshundert Augenpaaren (die leeren Blicke der achtunddreißig Komponistenbüsten nicht mitgerechnet). Bei der gestrigen Eröffnung der Alfred-Brendel-Hommage, in Anwesenheit nicht nur des Geehrten (Loge links), sondern auch des Bundestagspräsidenten Lammert (1. Rang Mitte), begab es sich nun, dass ein auf besagter Empore alleinsitzender vulgo -thronender junger Mann während der vom Konzerthausorchester unter Jan Willem de Vriend engagiert dargebotenen Ouvertüre zu Schillers Trauerspiel „Die Braut von Messina“ ausgiebig mit dem Smartphone sich selbst ablichtete – sozusagen eine an sich selbst vollzogene öffentliche Hinlichtung.
2 Gedanken zu „Sehstörung (2): Ein Jüngling knipst sich selbst“
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…Hinlichtung gefällt mil….;-))
Ich kann sowas nicht lesen, dass regt mich viel zu sehr auf… STOP!!!!