Uralter weißer Mann, trotzdem näherer Betrachtung und Behörung wert: Nikolaj Karlowitsch Medtner (1879-1951) dürfte ein Kandidat für jenen wichtigen Nebenhauptgipfel des Piano-Olymps sein, auf dem die unbekanntesten unter den bedeutendsten Klavierkomponisten Nektar schlürfen, Ambrosia knabbern und darüber lächeln, wie sie hilflos als Geistesbrüder von Rachmaninow oder russische Brahmse beschrieben werden. Am halbgöttlichsten unter den unbekannten Olympischen dürfte freilich der sein, nach dem ein Asteroid benannt wurde, wie es Medtner von sich sagen darf. Eins der bekanntesten Werke aus Medtners umfangreichem Schaffen ist wohl die Sonata reminiscenza aus der Zeit nach dem Ersten Welttkrieg, die manch einer in seiner Emil-Gilels-Box stecken hat. Um aus Reminiszenz Praeminiszenz zu machen und die Ohren, Herzen und Köpfe der Zukunft für diesen Komponisten zu öffnen, veranstaltet die (was es nicht alles gibt) Internationale Nikolaj Medtner Gesellschaft das schickobello medtner classics benamte erste deutsche Medtner-Festival. Das findet vom 29. Oktober bis zum 3. November in Berlin statt, mit Ausstellung, Diskussionen, Medtner-Café und vor allem viel Kammer- und Klaviermusik. Und zwar alles bei freiem Eintritt; nur den Kaffee wird man wohl selbst zahlen müssen.
Die Schwartzsche Villa in Steglitz und die Charlottenburger Villa Oppenheim sind ebenso unter den Veranstaltungsorten wie das Musikinstrumenten-Museum und die Universität der Künste. Und weil Medtner so viel Märchenhaftes geschrieben hat, gibts passenderweise auch ein Familienkonzert, am 2.11. im Rathaus Charlottenburg; mit Beginn um 19 Uhr ist das eher eine Sache für ausgeschlafene oder mittagsschlafgestählte Kinder; andererseits kann man ja den Konzertschlaf nicht früh genug einüben.
Viel zu entdecken anscheinend bei diesem Festival (vollständiges Programm). Zur Einstimmung gibts hier drei Aufnahmen der Sonata reminiscenza: vom olympischen Emil Gilels, der innigen Inna Malinina (mit einer halben Stunde Medtner zum Weiterhören) sowie dem knackjungen Dänen Gustav Piekut, der das Werk auch beim Abschlusskonzert am 3. November in der UdK spielen wird:
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Gute Idee.