Hörstörung (7): Iván Fischer über richtiges und falsches Husten

Es gibt kein richtiges Husten im falschen.

Dieses Dogma der Systematischen Klassikaficionadologie beruht auf jahrelanger Hörstörungs-Erfahrung. Iván Fischer unterscheidet allerdings zwischen zwei Arten von Husten, und was ihn rührt, das stört ihn nicht:

Aus ethischer Sicht ist Iván Fischer beizupflichten, denn der aus Pflichtgefühl seine Hustenneigung und dergestalt sich selbst Erstickende handelt ja nach dem kategorischen Imperativ Alfred Brendels: Ich huste nicht, auch wenn das Herz mir bricht. Sein Röcheln ist also zwar, akustisch betrachtet, eine Form des Hustens, jedoch, ethisch und ontologisch betrachtet, kein Husten, sondern Nichthusten.

Vielleicht wäre es tatsächlich zu viel verlangt (wie es die Manische Klassikaficionadologie tut), dass ein zum Husten geneigter Hörer sich nötigenfalls selbst mit einem Kissen zu ersticken oder mit einem Schal zu erwürgen habe, bevor er vernehmlich wird. Allerdings sollte er es sich gemäß der Praktischen Klassikaficionadologie zur Maxime machen, zumindest das mit dem Husten verbundene Geräusch mit einem Kissen oder, falls dies nicht zur Hand ist, mit einem Schal oder Taschentuch zu ersticken.

Besuchen Sie doch auch mal die hustenfreie Facebook-Seite des Konzertgängers, ein Gefällt mir würde ihm gefallen.

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3 Gedanken zu „Hörstörung (7): Iván Fischer über richtiges und falsches Husten

  1. Wenn man schon mal ins Thema einsteigt…
    Ich finde andauernde, wenn auch leisere Störgeräusche nerviger. Alte Herren, die ein Konzert lang unbewusst aber unentwegt mit dem Finger an der Polyesterhose entlangwischen, eine vernehmlich tickende Herrenarmbanduhr, das rasselnde Atmen eines Infizierten. Vor ein paar Jahren habe ich eine Karte für die Götterdämmerung nach dem Siegfried verkauft, weil in den ersten 3 Abenden der immer gleiche Sitznachbar durch die Nase atmete wie ein Elefant.

    • Volle Zustimmung. Das ist Tröpfchenfolter. Ihren Nachbarn aus dem „Siegfried“ hatte ich vor einigen Tagen bei Hamelin neben mir. Zum Glück war es nicht ausverkauft, in der zweiten Hälfte konnte ich mich woanders hinsetzen. „Götterdämmerung“ wäre natürlich Höchststrafe. Bitter.

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