Hörstörung (12): Schwanengesang in der „Johannespassion“

Heikles Thema Straßenmusik vor Konzerthäusern! Niemals würde der Konzertgänger Hulewicz_Leda_and_the_swanirgendeinem Musiker, der mit Cäciliens Kunst sein Brot verdient, am Zeug flicken. Dennoch fährt er, bei allem Wohlwollen, von den philharmonischen Fahrradständern aus immer den längeren Weg im Uhrzeigersinn ums Haus herum zum Tiergarten: um nämlich dem gewiss tüchtigen und liebenswürdigen Balalaika-Spieler zu entgehen, der nach jedem Konzert, und wäre darin Mahlers Neunte gespielt worden, auf dem philharmonischen Parkplatz das immergleiche Bachstück zu Gehör bringt. (Welches ist es eigentlich?)

Manchmal wird das Wohlwollen des Konzertgängers jedoch auf eine besonders harte Probe gestellt. Etwa, wenn er nach einer Aufführung von Bachs Johannespassion vor dem Kammermusiksaal nicht von nachmittäglicher Karfreitagsstille empfangen wird, sondern von einem gewiss tüchtigen und liebenswürdigen Hornisten, der den Schwan aus dem Karneval der Tiere spielt.

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4 Gedanken zu „Hörstörung (12): Schwanengesang in der „Johannespassion“

  1. Da lob ich mir die Elbphilharmonie! Man braucht Minuten, um über die Rolltreppe aus dem Haus zu gelangen. Und außerdem gibt es eine Art Bannmeile rund um den Eingang. Das bewahrt das vom Konzerteindruck erfüllte Gemüt vor kakophonen Donauwellen, dargeboten von kasachischen Akkordeonanfängern …

  2. Also ich leide ja am meisten unter der schon fast atonalen Version der Thaïs-Méditation, die der verstimmte Geiger vor dem Konzerthaus zu Konzertende darbringt. EGAL was vorher im Haus lief…

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